Jahresbericht Aktive Reck

03.01.2021

Tina Gut

Im letzen Training des Jahres 2020 sah ich während dem Einturnen in die Runde. Wir sind da jeweils im Kreis auf unseren Matten verteilt und machen gemeinsam unsere Routine. Unser Warm Up ist streng, doch wir ziehen es jede Woche durch. Und so kommt es, dass eben auch die Fortschritte sichtbar sind. Ich stellte fest, dass wohl die allermeisten Turnerinnen der Reck-Sektion fitter sind als noch vor einem Jahr. Doch wie kann es sein, dass in einem Jahr mit zweimonatiger Trainings-Pause eine Verbesserung unserer Fitness möglich war? Der grösste Unterschied zu anderen Jahren war wohl, dass wir keine Wettkämpfe bestritten. Es blieb also mehr Zeit, um an unserer Form und Technik zu arbeiten. Da fragt man sich doch: Wozu brauchen wir überhaupt Wettkämpfe? Ich befragte die Turnerinnen dazu. Im Folgenden werde ich die Argumente zusammenfassen.

Ein schnell genanntes Argument für die Teilnahme an Wettkämpfen, ist die zusätzliche Motivation, die ein bevorstehender Wettkampf bietet. Es ist die konkrete Zielsetzung, welche uns anspornt, noch eine wenig mehr und präziser zu trainieren. Wenn man zum Beispiel ein neues Element erlernt, hat man sogleich ein konkretes, verbindliches Datum, an welchem man dieses beherrschen muss - nämlich der erste Wettkampf. Ohne Wettkampf und ohne Verbindlichkeit, kann man nur sich selber schlagen.

Ein Wettkampf bietet zudem die Möglichkeit, sich gemeinsam einer Aufgabe zu stellen und die Bewältigung ebendieser auch zu feiern. Gerade in der Einzelsportart Geräteturnen wird dies sehr geschätzt. Wir sind uns gewohnt für uns selber - oder gar gegeneinander - anzutreten. Da ist es wahrlich genugtuend mit den langjährigen Trainingsfreundinnen gemeinsame Erfolge zu feiern (oder Niederlagen zu verarbeiten). Beim Vereinsturnen wird ja tatsächlich die Synchronität bewertet, also wie gut wir eben zusammen und nicht gegeneinander turnen. Am Reck ist dies besonders schwierig, doch, wenn man es schafft, auch besonders schön. Zwei oder mehr Turnerinnen stellen sich dann gemeinsam der Aufgabe einer Übung, bewältigen diese simultan und kreieren dabei auch noch eine Freude für die Zuschauenden.

Wenn es uns darum geht, gemeinsam zu turnen und den Zuschauenden eine Freude zu machen, könnten wir auch einfach auftreten, statt Wettkämpfe zu bestreiten. Auch da gibt es eine klare Zielsetzung, ein Termin, eine Choreographie, die zu erlernen ist, ein Erfolgserlebnis nach dem Auftritt. Am Chränzli zum Beispiel haben wir immer eine riesige Freude, wenn wir von der Bühne kommen. Die Stimmung nach einem Wettkampf, der nicht so gut lief, ist zuweilen getrübt. Nach einem Auftritt muss man sich viel weniger Sorgen machen, denn es gibt keine Note, welche die Fehler, die man machte, hervorheben würde. Vorstellungen sind also möglicherweise die besseren Wettkämpfe.

Wettkämpfe haben nämlich auch einen Beigeschmack. In den letzten Trainings vor Beginn der Wettkampfsaison ist die Stimmung immer eher angespannt. Alle spüren den Druck, oder machen ihn sich selber. Niemand möchte am Ende die Person sein, wegen der etwas nicht klappt. Wenn man beispielsweise eine schwierige Abfolge turnen muss (oder darf) wird man auf den Wettkampf hin nervöser. Man übt und übt, doch die Angst, dass es nicht klappt und man die Gruppe damit runterzieht, ist natürlich da. Gerade am Reck sind es oft nur Millimeter, die entscheiden, ob man oben bleibt, oder das Gerät verlassen muss. Unter Druck gesetzt wird die Millimeter-Arbeit natürlich nicht leichter.

Was schliessen wir also daraus? Wir schätzen die Wettkämpfe und möchten wieder welche bestreiten. Unsere Freundschaft wächst mit ihnen und unsere turnerischen Fähigkeiten ebenso. Wir brauchen keine Turniere, um physisch fit zu sein, aber wir möchten sie bestreiten, weil es uns Freude bereitet. Die Absenz der Wettkämpfe hat jedoch gezeigt, dass wir, besonders im mentalen Bereich, auch anders damit umgehen könnten. Für das nächste Jahr nehmen wir uns deshalb vor, mehr mentales Training zu absolvieren, damit die Wettkämpfe weniger Stress und mehr pure Freude sein können. Ausserdem kam die Idee, dass wir die letzten angespannten Wochen vor dem ersten Wettkampf nach vorne verlegen könnten, um den Druck ein wenig wegzunehmen. Wir versuchen also unseren Spannungsbogen etwas zu verlängern und so abzuflachen. Macht ja auch Sinn, wenn man bedenkt, dass wir uns schon bald eineinhalb Jahre auf die kommenden Wettkämpfe vorbereiten.

Herzlich,
Tina


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